Geschichte der Trockenlegung und Urbarmachung

Geschichte der Trockenlegung und Urbarmachung

Ursprünglich hatte die Warthe in ihrem unteren Lauf den Charakter eines anastomosierenden Flusses, d.h. sie floss ein kompliziertes Gewässernetz bildend nicht in einem, sondern in mehreren Flussbetten, die sich an vielen Stellen miteinander verbanden und dann wieder voneinander trennten. In dem ganzen Tal erstreckten sich also ausgedehnte, mit Auenwäldern bewachsene Feuchtgebiete. Das Tal stand unter einem starken Einfluss der Warthe und der Oder, was bei höheren Wasserständen zu regelmäßigen Überschwemmungen des ganzen Gebiets führte.

Bis 1773 wurde der natürliche Zustand nur geringfügig verändert. Die Änderungen begrenzten sich auf Errichtung einzelner Kanäle und Meliorationsgräben, die den Wasserabfluss aus versumpften, am Rande des Mündungsabschnittes gelegenen Bereichen, wo es menschliche Siedlungen gab, regulieren konnten.

Zu grundlegenden Veränderungen im hydrografischen System des Warthetals kam es gegen Ende des 18. Jahrhunderts zur Zeit Friedrichs des Großen im Rahmen der Vorbereitungen für die Errichtung der Wasserstraße Weichsel - Oder. Diese Maßnahmen wurden getroffen, um den Wasserabfluss zu beschleunigen und bestimmte Talbereiche vor Überschwemmungen zu sichern. Pläne für die Flussregulierung wurden 1765 von I. J. Petri entworfen. Groß angelegte Arbeiten begannen bereits im Jahr 1767. Es wurden folgende Maßnahmen realisiert:

  • Deiche auf dem Nordufer der Warte wurden aufgeworfen;
  • Das ganze Tal wurde melioriert;
  • An dem mündungsnahen Abschnitt wurden Kanalabschnitte angelegt, die das Wasser der Warthe führen sollten – der Friedrich-Kanal (von der sog. Schnellen Warthe auf der Höhe des Dorfes Sumatra flussabwärts bis hin zu der Höhe des Dorfes Tamsel) und der Friedrich-Wilhelm-Kanal (von der Warthebrücke in Küstrin bis hin zu der heutigen Flussmündung), mit dem der Warthelauf nach Norden gelenkt wurde.
  • Die alte Flussmündung, die sich in der Nähe des heutigen Parksitzes in Chyrzyno befand, wurde gesperrt;
  • In Jahren 1828-1832 wurde auf dem linken Ufer der Warthe zwischen Słońsk (dt. Sonnenburg) und Kostrzyn (dt. Küstrin) ein Hochwasserdeich aufgeworfen;
  • Im Jahre 1842 wurde der linksuferige Deich bis nach Słońsk verlängert und mit dem Hochwasserdeich des Flusses Postomia (dt. Postum) verbunden;
  • Anfang des 20. Jahrhunderts wurde eine Reihe von Schöpfwerken zur Entwässerung der rund um das Überschwemmungsgebiet entstandenen Poldergebiete errichtet.

Infolge durchgeführter Maßnahmen wurden die im Tal gelegenen Gebiete von dem starken Einfluss der Warthe und der Oder abgeschnitten, was deren Umwandlung in landwirtschaftlich nutzbare Flächen – vor allem Weideland und Wiesen, möglich machte. Am linken Ufer der Warthe wurde zwischen Słońsk und Kostrzyn ein Überschwemmungsbecken mit einer Fläche von 51 km2 angelegt. Da das Gebiet des Überschwemmungsbeckens von Regulierungs- und Meliorationsmaßnahmen am wenigsten betroffen wurde, konnte sich dort ein weitgehend naturnahes hydrographisches System erhalten, was den naturkundlichen Wert des Gebietes wesentlich steigert.

Mit den oben genannten Investitionen wurde die Hauptetappe der Trockenlegung und Urbarmachung des Warthebruchs abgeschlossen.

In den 70. Jahren des 20. Jahrhunderts wurden im Gebiet des Nordpolders zusätzliche Meliorationsarbeiten realisiert. Infolge der damals durchgeführten Arbeiten wurde ein reiches Netz von Hauptgräben angelegt. An vielen Stellen wurden Schützen errichtet. Besonders interessant an diesem System ist es, dass es hier auf unterschiedlicher Höhe verlaufende Kanäle gibt, die sich miteinander kreuzen oder parallel verlaufen. Solche interessanten technischen Lösungen kann man sich an dem Schöpfwerk Witnica in der Nähe der Flussfähre über die Warthe anschauen.